Leute, heute muss ich mal ein Thema ansprechen, zu dem mich in den letzten Wochen extrem viele Mails erreicht haben. Es geht nicht um die harte Hornhaut am Bauarbeiter-Fuß, sondern um zarte Kinderhaut.
Stellt euch vor: Ihr badet euren Kleinen (oder die Kleine), und plötzlich entdeckt ihr am Bauch oder in der Kniekehle diese kleinen, glänzenden Knubbel. Sie sehen aus wie kleine Perlen mit einer Delle in der Mitte.
Panik! Was ist das?
Herzlichen Glückwunsch (oder auch nicht), ihr habt Bekanntschaft mit Dellwarzen (Molluscum contagiosum) gemacht.
Ich bin zwar „nur“ der Alex und kein Kinderarzt, aber da mein bester Kumpel gerade mit seiner 4-jährigen Tochter genau dieses Drama durchmacht, habe ich mich tief in die Materie eingegraben. Und ich sage euch: Es gibt zwei Lager bei den Eltern. Die „Panischen“, die sofort alles wegätzen wollen, und die „Geduldigen“, die warten.
Wer hat Recht? Schauen wir es uns an.
Was sind diese Dinger überhaupt?
Kurz zum Verständnis: Dellwarzen sind eigentlich keine Warzen (die durch HPV-Viren kommen), sondern sie werden durch ein Pockenvirus verursacht. Klingt gruselig, ist aber harmlos.
Sie tun meistens nicht weh, sie jucken höchstens manchmal.
Das Problem: Sie sind hoch ansteckend. Einmal im Schwimmbad das falsche Handtuch benutzt oder in der Kita eng gekuschelt – zack, hat man den Salat. Und weil Kinderhaut noch kein so trainiertes Immunsystem hat, explodieren die Dinger manchmal regelrecht. Manche Kinder haben 50 Stück und mehr.
Strategie 1: Die „Zen-Meister“-Methode (Abwarten)
Wenn ihr zum Kinderarzt geht, werdet ihr oft hören: „Das geht von alleine weg. Das dauert halt 6 bis 18 Monate.“
Als Elternteil denkt man dann: „Bitte was?! 18 Monate?!“
Aber medizinisch gesehen stimmt das. Der Körper erkennt das Virus irgendwann und stößt die Mollusken ab. Sie entzünden sich dann oft (werden rot und dick), und heilen dann ab.
Mein Rat: Wenn es nur 2-3 Stück sind und sie nicht stören (z.B. unter dem Arm, wo nichts scheuert) – lasst sie in Ruhe. Wirklich. Jede Behandlung tut weh oder stresst das Kind.
Strategie 2: Sanfte Hausmittel (Für die Ängstlichen)
Bevor wir zur Chemie kommen, gibt es ein paar Dinge, die Eltern in Foren immer wieder feiern. Ich hab das bei der Tochter meines Kumpels beobachtet:
- Thuja (Lebensbaum): Gibt es als Tinktur (Thuja Extern) zum Draufpinseln. Das ist Homöopathie/Naturheilkunde. Manche schwören drauf, bei anderen bringt es gar nichts. Aber: Es tut nicht weh! Einen Versuch ist es wert.
- Zinksalbe: Die gute alte Penaten-Creme oder reine Zinkpaste. Die Idee: Dellwarzen mögen es feucht. Zink trocknet aus. Wenn man die Dinger konsequent austrocknet, geben sie manchmal früher auf.
- Kokosöl mit Teebaumöl: Achtung, Teebaumöl stinkt und brennt manchmal leicht, wirkt aber antiviral. Bitte aber stark verdünnen bei Kleinkindern!
Strategie 3: Der Angriff (Infectodell & Co.)
Wenn sich die Dinger aber ausbreiten wie eine Seuche oder das Kind im Kindergarten gehänselt wird, wollen viele Eltern handeln.
Der Goldstandard aus der Apotheke ist meistens Kaliumhydroxid (z.B. Infectodell).
Leute, seid vorsichtig damit!
Das ist eine Lauge. Das brennt.
Ich habe es selbst mal auf einer kleinen Stelle getestet. Es zwiebelt ordentlich. Wenn ihr das einem 3-Jährigen auf den Bauch tupft, ist das Geschrei groß.
Die Anwendung ist tricky: Man tupft jeden Tag ganz präzise auf das „Perlchen“, bis es sich rot entzündet. Die Entzündung ist das Zeichen: „Hallo Immunsystem, hier ist ein Feind!“. Dann hört man auf und der Körper heilt es ab.
Pro-Tipp: Wenn ihr das macht, versprecht dem Kind danach sofort ein Eis oder Schokolade. Und klebt vorher fett Vaseline um die Warze, damit die Lauge nicht auf die gesunde Haut läuft. Das brennt nämlich höllisch.
Das absolute VERBOT: „Doktor spielen“
Ich weiß, es juckt euch in den Fingern. Diese Dinger sehen so aus, als könnte man sie einfach ausdrücken wie einen Pickel. Da kommt dann so eine weiße, breiige Masse raus (die „Hammersche Masse“).
TUT. ES. NICHT.
In diesem weißen Brei stecken Millionen von Viren. Wenn ihr das ausdrückt, verteilt ihr die Viren schön auf der umliegenden Haut. Zwei Wochen später habt ihr statt einer Warze zehn neue genau an der Stelle.
Außerdem kann sich die Wunde mit Bakterien infizieren. Dann habt ihr eine dicke Eiterbeule und braucht Antibiotika. Also: Finger weg vom Quetschen!
Meine Checkliste für den Alltag
Damit nicht bald die ganze Familie (ja, auch Erwachsene können das kriegen!) aussieht wie ein Streuselkuchen, hier die Hygiene-Regeln:
- Eigene Handtücher: Das Kind bekommt sein eigenes Handtuch. Nach JEDEM Baden bei 60 Grad waschen. Nicht teilen!
- Nicht baden, lieber duschen: Im warmen Badewasser fühlen sich die Viren wohl und schwimmen fröhlich zum Geschwisterchen, das mit in der Wanne sitzt.
- Kurz schneiden: Fingernägel kurz halten, damit beim Kratzen (wenn es juckt) die Warzen nicht aufgekratzt werden.
- Abkleben: Wenn ihr ins Schwimmbad wollt, klebt wasserfeste Pflaster über die Dinger. Das schützt die anderen Kinder.
Geduld ist das härteste Mittel
Ich habe bei der Kleinen meines Kumpels gesehen: Am Ende hat tatsächlich die Zeit geheilt. Sie haben Zinksalbe geschmiert, um das Gewissen zu beruhigen („Wir tun ja was“), und nach einem halben Jahr waren sie plötzlich weg.
Lasst euch nicht verrückt machen. Dellwarzen sind hässlich, aber sie sind kein Weltuntergang.
Habt ihr Erfahrungen mit Infectodell bei euren Kids gemacht? Gab es Tränen oder hat es geholfen? Schreibt mir eure Stories in die Kommentare – vielleicht hilft es anderen Eltern, die gerade verzweifeln!
Euer Alex