„Ist doch nur eine Warze.“
Diesen Satz hab ich oft gehört. Von Freunden, von Apotheker:innen – sogar von mir selbst. Aber weißt du was? Es stimmt einfach nicht. Nicht für mich. Und ganz sicher auch nicht für viele andere. Denn obwohl Warzen medizinisch oft harmlos sind, können sie psychisch ganz schön was auslösen.
Ich hatte mal eine Warze direkt am Zeigefinger. Sichtbar. Immer. Beim Zahlen an der Kasse. Beim Händeschütteln. Beim Schreiben mit dem Stift. Und irgendwann hab ich gemerkt: Es geht mir nicht mehr nur um die Warze. Es geht ums Gefühl, angestarrt zu werden.
Das Gefühl, dass alle es sehen
Ich erinnere mich noch genau an diesen einen Moment: Ich saß im Wartezimmer, wollte gerade mein Handy rausholen, da schaute die Frau neben mir kurz auf meine Hand. Nur ein winziger Blick. Kein Kommentar. Aber mein Kopf fing sofort an: „Hat sie die Warze gesehen? Findet sie das eklig? Denkt sie, ich bin ungepflegt?“
Und ja, Warzen haben in unserer Gesellschaft irgendwie was „Unsauberes“. Obwohl sie nichts mit mangelnder Hygiene zu tun haben, schwingt oft so ein Ekelgefühl mit – bei anderen und bei einem selbst.
Die Scham kam schleichend
Ich hab die Warze dann immer öfter versteckt. Hände in den Taschen. Beim Bezahlen nur mit der anderen Hand. Ich hab sogar mal ein Treffen mit einer Freundin abgesagt, weil ich einfach keine Lust hatte, dass sie meine Hand sieht. Völlig übertrieben? Vielleicht. Aber für mich war es in dem Moment real.
Und das ist der Punkt: Warzen können richtig an der Selbstwahrnehmung kratzen. Sie machen einem ständig klar: „Hier stimmt was nicht.“ Und das kann, wenn man eh nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt, ein echter Downer sein.
Was mir geholfen hat
Der Wendepunkt kam eigentlich erst, als ich gemerkt hab: Ich bin nicht allein. In Foren, auf Reddit, in Gesprächen mit Bekannten – überall dieselbe Story. Viele schämen sich für ihre Warzen. Viele trauen sich nicht mal, darüber zu sprechen.
Ich hab dann beschlossen, offen damit umzugehen. Nicht dramatisch, aber ehrlich. Wenn jemand meine Hand gesehen hat, hab ich gesagt: „Ja, das ist eine Warze. Geht grad nicht weg, aber ich behandle sie.“ Und weißt du was? Die meisten haben mit den Schultern gezuckt. Oder erzählt, dass sie auch mal eine hatten.
Warzen sind keine Charakterfrage – sondern Alltag
Seitdem ich offener bin, geht’s mir besser. Ich versteck mich nicht mehr. Und ich seh die Warze nicht mehr als „Fehler“ an mir – sondern als vorübergehendes Ding, das halt mal passiert. So wie ein Mückenstich. Oder ein Pickel. Nur hartnäckiger.
Mein Fazit: Du bist nicht deine Warze
Klingt kitschig, ist aber wahr. Deine Warze ist kein Makel, kein Zeichen von „schmutzig“ oder „weniger wert“. Sie ist einfach eine Virusgeschichte auf deiner Haut – die du behandeln kannst. Oder auch mal abwartest. Aber du bist trotzdem gut, wie du bist.
Wenn du dich gerade schämst, dich zurückziehst oder dich eklig fühlst: Bitte hör auf damit. Such dir jemanden zum Reden. Oder lies in Foren. Oder schreib mir. Echt. Du bist damit nicht allein.
Im nächsten Beitrag schreibe ich gern über Warzen bei Teenagern – ein besonders sensibles Thema, wenn Aussehen und Selbstbild eine große Rolle spielen. Oder soll ich mal einen Erfahrungsbericht zu Laserbehandlungen beim Hautarzt machen?
Schreib mir, worauf du Lust hast ✌️
Dein Alex