Ich erinnere mich noch gut an diesen Sommer, in dem ich ständig versuchte, meine Hände zu verstecken. Eine kleine Warze am Finger – und plötzlich fühlte ich mich, als würde jeder sie sehen.
Ich nahm unbewusst die Hand aus Fotos, zog Ärmel länger, fand Ausreden, kein Händeschütteln. Und dabei war es doch eigentlich nur… Haut.
Aber so einfach war es eben nicht.
Wenn ein kleiner Fleck plötzlich riesig wirkt
Warzen sind harmlos, das sagen alle.
Aber sie sind sichtbar – und Sichtbares zieht Aufmerksamkeit.
Vor allem die eigene. Ich habe mich damals erwischt, wie ich diese Stelle immer wieder anstarrte, als wäre sie ein Makel, der mich definierte.
Es ist verrückt, wie schnell man sich auf ein Detail fixiert, das für andere kaum existiert.
Der Wendepunkt
Eines Tages saß ich beim Hautarzt, halb peinlich berührt, halb genervt. Ich erwartete komplizierte Erklärungen. Stattdessen sagte er nur:
„Das ist eine Warze. Nichts weiter. Jeder hat mal eine. Sie geht wieder.“
Und da fiel mir auf, dass ich mehr Energie in meine Scham gesteckt hatte als in die Heilung.
Ich hatte mir selbst eingeredet, dass etwas nicht stimmt – dabei war es nur ein winziger Teil von mir, der irgendwann verschwindet.
Hautfehler gehören zum Leben
Seitdem sehe ich Haut anders. Sie ist keine Leinwand, die perfekt bleiben muss.
Sie ist ein Organ, das arbeitet, heilt, sich verändert – und manchmal eben kleine Spuren zeigt.
Ob Warzen, Narben oder Muttermale: Das alles gehört zu einer Geschichte, die man trägt.
Ich hab gelernt, nicht mehr sofort alles verstecken zu wollen.
Und ja, irgendwann war die Warze weg. Aber das war gar nicht mehr der Punkt.
Ich trage kurze Ärmel, gebe wieder ohne Nachdenken die Hand und denke mir:
Wenn jemand wirklich nur auf so etwas achtet, sagt das mehr über ihn als über mich.
Denn Haut ist ehrlich.
Und manchmal zeigt sie einfach, dass man lebt.