Wenn Warzen zur Kopfsache werden – meine Geschichte zwischen Scham, Verstecken und Befreiung

Ich weiß noch genau, wie’s losging. Eine Warze am Mittelfinger. Klein, kaum sichtbar. Aber ich hab sie gesehen – und plötzlich war sie da. Immer.
Beim Bezahlen an der Kasse. Beim Händeschütteln. Beim Essen mit Freunden.
Ich hab angefangen, die Hand zu verstecken. Hab Pflaster draufgemacht – nicht wegen der Behandlung, sondern als Tarnung. Und irgendwann hab ich mich selbst dabei ertappt, wie ich keine Hände mehr geben wollte.
Wegen einer Warze.


Was Warzen psychisch auslösen können

Warzen sind medizinisch gesehen harmlos. Aber psychisch?

  • 😞 Scham – weil man denkt, andere könnten es eklig finden
  • 😬 Unsicherheit – gerade bei sichtbaren Warzen (Hand, Gesicht)
  • 🧠 Dauerstress – wenn man ständig dran denkt, dran kratzt, prüft
  • 🙈 Vermeidung – weniger soziale Kontakte, kein Schwimmbad, kein Sport

Ich war selbst überrascht, wie sehr mich das psychisch runtergezogen hat.
Es ging nicht nur um die Warze. Es ging darum, dass ich mich nicht mehr „sauber“ fühlte. Und dass ich dachte: Andere sehen nur noch das.


Die Spirale aus Kontrolle und Hilflosigkeit

Ich hab damals alles probiert: Vereisen, Säure, Hausmittel. Und jedes Mal, wenn die Warze nicht verschwand, wurde ich frustrierter.
Manchmal hatte ich das Gefühl: Mein Körper „verrät“ mich. Ich wollte sie weghaben – jetzt, sofort.
Und je mehr ich kontrollieren wollte, desto mehr Kontrolle hab ich verloren.


Was mir geholfen hat – Schritt für Schritt

1. Mit jemandem reden

Klingt banal, aber es hat viel verändert.
Ich hab meiner Partnerin gesagt: „Ich schäm mich gerade voll wegen dieser blöden Warze.“
Und sie hat nur gesagt: „Was für ein Quatsch. Ich hab die gar nicht bemerkt.“
Diese Reaktion war Gold wert.
Man denkt oft, alle starren drauf – in Wirklichkeit achten die meisten Menschen da gar nicht so drauf.


2. Zielgerichtet behandeln – aber mit Geduld

Ich hab mir dann einen Plan gemacht – statt ständig neue Mittel zu probieren.
Eine Methode, vier Wochen, konsequent. Keine Panik mehr. Kein hektisches Googeln mehr.
Das hat mir auch psychisch geholfen – einfach zu wissen: Ich bin dran.


3. Sport & Ausgleich

Ich hab gemerkt, wie sehr ich mich reingesteigert hab.
Einfach mal wieder laufen gehen, Musik hören, was kochen – hat geholfen, die Fixierung auf die Warze zu lösen.


4. Pflaster mit Stolz tragen

Irgendwann hab ich aufgehört, das Pflaster als Tarnung zu sehen – sondern als Zeichen:
„Ich kümmere mich gerade um mich.“
Und wenn jemand gefragt hat, hab ich’s offen gesagt:
„Ist ’ne Warze, nix Schlimmes. Ich behandel sie gerade.“
Die Reaktionen? Fast immer verständnisvoll oder neutral.


Warzen sind nicht nur Haut – sie gehen auch unter die Haut

Ich hätte nie gedacht, dass mich so ein kleines Ding so aus der Bahn werfen kann.
Aber es war auch eine Chance: Mich selbst anders wahrzunehmen, geduldiger zu werden, lockerer im Umgang mit kleinen Makeln.
Und heute, wenn ich mal wieder eine bekomme (ja, kommt vor), denk ich mir: Na gut, willkommen zurück – wir kriegen dich schon wieder los.


 

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